Sonntag, 2. Juni 2013

Warum bist Du so anders?

Das wäre eine eindeutige und klar ausgesprochene Frage gewesen.

Ja, ich habe mich verändert.
Ich bin nachdenklicher geworden, ich bin reizbarer geworden.
Ich reagiere nicht mehr so "willig" auf unterschwellige Ego-Bestätigungs-Anfragen. 
Ich tue mich zeitweise schwer mit Small Talk.
Wenn ich nicht gut drauf bin, möchte ich ehrlich gesagt überhaupt nicht viel reden.
Ich reagiere teilweise gereizt darauf, wenn gestresste Mütter mir ihr Leid klagen.
Ich gehe nicht mehr so auf die Probleme anderer ein wie früher. 
Ich möchte mich nicht mehr so häufig und unbeschwert auf ein Käffchen treffen. Ich brauche mehr Ruhe.
Manchmal gerate ich in Aktionismus und muss das Leben auskosten. 

Und ich weiss, dass ich immer anrufen kann, wenn ich ein Problem habe. Aber vielleicht sind diese Personen für mich nicht die Ansprechpartner für dieses Thema.

Ich weiss, dass meine Stimmung schnell umschlagen kann.
Ich kann nicht garantieren, wie es mir übermorgen gehen wird.

Ich versuche, mich zusammen zu reissen.
Dadurch werde ich jedoch nach aussen emotionsflacher.
Ich kann nicht gut schauspielern, man merkt, dass irgendwas ist.

Ich neige dazu, manche Menschen zu schonen.
Das ist nicht richtig, vielleicht käme diese Person mit meinen Gefühlsachterbahnen gut zurecht - wer weiss?
Aber was, wenn ich verletze?
Worte, die einmal ausgesprochen sind, kann ich nicht mehr zurücknehmen.

Ich werde dieser Freundin, um die es hier geht, auch niemals diesen Blog zeigen.
Sie ist sehr selbstkritisch, ist über ihre Fehlgeburten noch nicht hinweg und hatte über lange Zeit den (bis jetzt unerfüllten und mittlerweile aufgegebenen) Wunsch nach einem dritten Kind.
Ich möchte nicht, dass sie bei jedem Treffen ihr Verhalten kontrolliert, um mich nicht zu verletzen.
Ich möchte nicht, dass ich mit meinen Überlegungen (wofür möchte ich überhaupt Kinder, ist das Leben nicht genauso reich ohne Kinder ) ihr Leben in Frage stelle. So, wie ich sie kenne, wird das geschehen.

Als ich am Anfang das Thema immer mal angesprochen habe, hat sie sehr verhalten reagiert.
Sie weiss Bescheid - aber halt nur die Fakten.
Was wann wo und wie.
Dieses Auf und Ab, das Emotionale - das streife ich nur im Vorbeigehen.

Dadurch verändert sich natürlich die Freundschaft.
Vorher  war sie ziemlich eng, ich habe ihr bei vielen Problemen beigestanden.
Aber das Thema Kinderwunsch ist kein Thema für diese Freundschaft.
Das ist mein Bauchgefühl.

Dieses Thema bestimmt mich und mein Leben wie selten etwas anderes.
Wenn ich es ausklammere - dann fehlt ein wichtiger Teil von mir.
Darunter leidet die Freundschaft automatisch.

Heute hat mich die Freundin darauf angesprochen, sie befürchtet, dass sich das Leben verändert und unsere Freundschaft anders wird.

Eigentlich hilft da doch nur absolute Offenheit, oder?
In meinem Blog diesen und zwei andere Einträge löschen, die sie betreffen - und dann die Adresse weitergeben?

Aber wie möchte ich denn behandelt werden?
Schweigen? Ablenkung? Umarmung?
Ich weiss es nicht, ich kann es nicht pauschal sagen.
Meiner Freundin T. gelingt es immer, das richtige zu tun.
Aber sie blickt wie hier beschrieben von einer anderen persönlichen Sicht auf das Thema.

Das ist so schwierig!
Es kann ja unter Umständen noch lange dauern, bis sich das Thema Kinderwunsch so oder so auflöst.
Ist die Rücksichtnahme (wie begründet sie auch immer ist) es wert, eine Freundschaft aufs Spiel zu setzen?

Gerade bei ihr fällt es mir unheimlich schwer, ehrlich über meine Gefühle zu sprechen und mit offenen Karten zu spielen.

Wie macht ihr das?
Habt ihr auch Freundinnen, mit denen ihr bisher alles besprochen habt - und bei dem Thema ist damit auf einmal Ende?

Macht´s gut,
Eure Nora



7 Kommentare:

  1. Nora, mein ganzer langer Kommentar ist flöten gegangen, ich schreibe ihn heute Abend neu ... :(

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    1. Oh nee - das kenne ich auch!
      Darum kopiere ich mittlerweile jede Antwort vor dem Absenden erstmal in den Zwischenspeicher - zumindest die ausführlichen...
      Sischer is sischer! ;-))

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    2. Ich auch aber mit dem Handy ist alles so klein und nervig. .

      Also, liebe nora, du sprichst mir aus der Seele. Es ist und bleibt ein Thema mit dem sich nicht jeder identifizieren kann. Meine beste Freundin hat mich damals als ich kurz vor dem durchdrehen war belächelt und damit sehr verletzt. Ich habe es ihr bis heute nicht verzeihen können. Denn egal ob sie es nach vollziehen kann oder nicht, es ging mir schlecht und sie war nicht für mich da sondern hat es noch schlimmer gemacht .

      Da das alles ein sehr schwieriges Thema ist erwarte ich nicht das jemand mich versteht. Aber ich möchte ernst genommen werden. Ratschläge wie entspannt euch dann wird es schon sind mir ein Dorn im Auge.

      In der kiwu Zeit habe ich viele Freundschaften aufgegeben und neue dazu gewonnen. Es ist einfacher einer dieser Punkte im Leben wo sich Wege trennen und ich bin froh nicht an den Freundschaften festgehalten zu haben. Klar vermisse ich sie manchmal aber im Prinzip bringen bzw geben sie mir nichts mehr.

      Ich hoffe du findest den richtigen Weg damit umzugehen. Für euch beide.

      Alles liebe
      Einspluseins

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    3. Ganz ganz lieben Dank für Deine ehrlichen Worte!
      Ich wage mir garnicht diese Enttäuschung vorzustellen. Wenn die beste Freundin einem in den Rücken fällt.

      Ich habe mit Schatz darüber gesprochen. Selbst er, der die Offenheit über alles schätzt, würde meine Freundin nicht weiter mit einbeziehen. Er glaubt nicht, dass sie damit zurecht käme.

      Ihr schon sagen, dass das Thema mich beschäftigt, ich es aber mit mir selber ausmache.
      Ist letztendlich ja auch so.

      Ich bin so froh, diesen Blog und Euch Mädels zu haben.

      Ich hätte niemals gedacht, dass Schreiberei im Internet soviel bringt.
      Mir ist nach diesem Text ein derart großer Stein vom Herzen gefallen!
      Er drückt genau meine Gefühle aus, selten habe ich so gut ausgedrückt, wie ich mich fühle.

      Liebe Einspluseins,
      Du hast mir sehr geholfen! DANKE!

      Lieben Gruß,
      Nora

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    4. Weißt du, wenn sie versteht dass es schwer für dich ist reicht das schon. Das zeigt dass sie es und dich ernst nimmt. Ich bin auch sehr froh mich für einen Blog entschieden zu haben, es ist sehr hilfreich.

      Alles gute für dich :),
      Viele Grüße von der Legehenne...

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  2. Liebe Nora,

    ja, es ist doch merkwürdig, dass Freundschaften bei diesem Thema so oft und grundsätzlich auf die Probe gestellt werden. Meine (beste) Freundin und ich haben so viel durchgemacht in den letzten 10 Jahren: Arbeitslosigkeit, Prüfungsstress, Selbstständigkeit, ihre Hochzeit, unsere Hochzeit (sie war Trauzeugin), Ehebruch, Trennung, Tod meines Vater, Tod ihres Vaters, neue Partnerschaften, ... du siehst, die Liste ist lang und nicht Ohne. Wir standen uns so nah, wie "Seelenverwandte" haben wir immer gesagt. Und nun sieht es so aus, als ob für unsere Freundschaft das Thema "unerfüllter Kinderwunsch" zur Zerreissprobe wird. Sie wünschen sich ebenfalls ein Kind,es klappte gleich beim ersten Versuch doch sie hatte eine Fehlgeburt im 2.Monat und seitdem klappt es nicht mehr. Eine Kinderwunschbehandlung wie wir sie machen, lehnen sie total ab und sagen dass auch sehr deutlich. Und bei allem Verständnis, dass ich in all den Jahren hatte, hätte ich mir ein bisschem mehr Verständnis dafür gewünscht, wie mein Kinderwunschweg ist, denn im Gegensatz zu ihnen sind wir definitiv auf medizinische Hilfe angewiesen. Diese Ablehnung hat mich sehr verletzt und so habe ich (zu meinem eigenen Wohl) beschlossen, dass Thema ab jetzt auszuklammern.

    Der Austausch über meinen Blog hilft mir so unglaublich, weil ich weiß, dass ich in meiner Situation nicht allein bin. Wie sich die Freundschaft mit meiner Freundin weiter gestalten wird, wird die Zeit zeigen.

    Liebe Grüße,
    ZweiLinien

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    1. Liebe Zweilinien,

      da läuft es mir kalt den Rücken runter bei Deiner Beschreibung!

      Ja, es ist schon seltsam.
      Da geht man gemeinsam durchs Leben. Akzeptiert die Eigenheiten der anderen Freundin, freut sich an den Erfolgen - und irgendwann ist alles anders.

      Ich glaube, so intensive und tiefgehende Emotionen wie beim Kinderwunsch gibt es sonst sehr selten im Leben.
      Und das macht uns verletzbar und verändert so vieles!

      Ich drücke Dich!!!
      Nora

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