Sonntag, 15. Juni 2014

Es geht weiter!

Komisch, zur Zeit fühlt sich alles ziemlich "normal" an.
Business as usual.

Ich trainiere jetzt seit gut anderthalb Jahren, wie ich mit Enttäuschungen umgehen kann.
Und es funktioniert ziemlich gut.

Meine Taktik ist die Informationssuche nach allen Seiten.
Dann kann ich relativieren und abstrahieren.
Und wenn ich dann soweit bin - dann bin ich quasi drüber hinweg.
Natürlich gibt es die eine oder andere Phase, in der ich verzweifele und denke, dass wir nie ein eigenes Kind bekommen können.

Und dann steht die Frage im Raum, wie lange alles noch Sinn macht. Wieviel gutes Geld schickt man schlechten Eizellen hinterher?
Wieviel Emotionen, Nerven, wieviel Körpersubstanz?

Nun, diese Frage lässt sich jetzt noch nicht beantworten.
Nicht jetzt und auch nicht vor dem nächsten Versuch.

Einen Teil der Antworten bekommen wir hoffentlich am Mittwoch von unserer KiWu-Ärztin beantwortet.
Ich bin sehr gespannt und sehr dankbar, dass mein Schatz zum Termin mitgehen kann.

Macht´s gut,
Eure Nora

Samstag, 7. Juni 2014

...and Drama, Baby!!!

Und wenn schon Drama, dann richtig.

Es ist jetzt alles gelaufen, zwischendrin konnte und wollte ich nicht schreiben.
Obwohl es genug Stoff gegeben hätte...

Also der Reihe nach:

- am 19.5. war der Folli-TV, alles super - circa 16 Eizellen.
Wir sind absolut optimistisch.

- 22.5. Punktion:
alles verlief prima, nette kleine Zimmerchen, die einem das Gefühl von Privatsphäre geben.
Über dem Stuhl ein großer Fernseher mit Bildern von Gebirgen, Bächen, Wasserfällen, Wäldern. Seeehr schön, beruhigt mit Propofol einschlafen.
Hinterher die freudige Nachricht: 21 Eizellen!
Schatz muss noch ein zweites Mal in die Kabine, um genug Schwimmer für die vielen Eizellen zu liefern (stellt Euch hier schon mal ein sarkastisches *Haha* vor).
Am nächsten Morgen werden uns die Biologen anrufen, um die Befruchtungsrate mitzuteilen.

23.5. Der Anruf:
Ich war morgens noch SD-Werte bestimmen (sind durch die Stimulation sehr in den Keller gerauscht), der Anruf lässt auf sich warten.
Dann klingelt das Telefon - dran ist aber meine Ärztin... ?!?
Da ahnte ich schon nichts Gutes und es sollte sich bewahrheiten:
von den 21 Eizellen (ist doch eine sichere Bank, da KANN doch nichts schiefgehen?!?) konnte nur EINE (!!!) Eizelle befruchtet werden.
8 Eizellen waren unreif, 6 überreif.
Die Biologen haben dankenswerter Weise noch versucht, drei der unreifen Eizellen nachzureifen und per Not-ICSI zu befruchten.
Ausserdem haben sie nachgeschaut, warum die Befruchtungsrate so schlecht war: meine Eizellen haben mehrfache Chromosomensätze und können sich so nicht teilen.
Ich schreibe das erstmal unter Vorbehalt, ich konnte vor lauter Tränen dem Gespräch kaum folgen, daher keine Garantie für den genauen Sachverhalt. Das aufklärende Gespräch mit anschliessender Taktikbesprechung haben wir übernächste Woche.
Egal, weiter.
Sie meinte, dass sie unseren Fall in der Ärzterunde schon besprochen hat, im Moment wäre sie etwas ratlos, sie muss sich erst noch hineinarbeiten.

Bääähm, damit war der Tag gelaufen!
Was für ein Wahnsinn! Warum ich? Warum wir?
Das Positive an der Situation: jetzt wissen wir zumindest, warum es auf natürlichem Wege nicht geklappt und dass es so auch nicht klappen wird.

Da ich Zeichen einer Überstimulation hatte und sie noch auf die drei nachbefruchteten Eier warten wollten, ging die eine Eizelle in die Blastozyten-Kultur - denn Tag 3 wäre ein Sonntag gewesen.
Eigentlich ein weiterer Wahnsinn: wie groß ist die Chance, dass eine einzelne Eizelle den Weg zur Blastozyste schafft? 

24.5. Zweiter Anruf:
Meine Ärztin meldet sich von daheim, um sich nach mir zu erkundigen und mir zu sagen, dass die 3 nachbefruchteten Eier sich nicht geteilt haben.
Die eine Kampf-Eizelle macht sich aber gut und ich soll am Montag anrufen.
Wenn sie dann noch lebt, machen wir den Transfertermin für Dienstag aus.

25.5 . Dritter Anruf: Juchuh! Sie lebt noch!
Ein 8- bis 10-Zeller...
Dr. Google sagt aber, dass an Tag 4 nach PU die Eizellen schon weiter sein sollen?
Mmmmh okay, die Freude hat schon wieder einen Dämpfer.

26.5. Transfer:
Wir bekommen unsere Eizelle unter dem Mikroskop zu sehen.
Eine gehatchte Morula, obwohl Tag  5.
Der Biologe versucht mich zu beruhigen, dass wir quasi an Tag 4,5 sind, denn die Befruchtung fand erst Nachmittags statt.
In ein bis zwei Stundn könnte da rein theoretisch schon eine Blastozyste in der Gebärmutter  vorliegen.
Nun gut, hoffen wir auf den Kampfkrümel.

Quasi schwanger und mit Hochgefühl fahren wir wieder nach Hause.
Es folgt die typische Warteschleife mit Hoffen und Bangen.
Da muss ich glaube ich Niemandem etwas erzählen.

30.5. Kontroll-US:
Keine Überfunktions-Symptome mehr, ich kann 1500 IE Brevactid nachspritzen.

Tja, dann sind wir am gestrigen Tag.
NMT + 3 und meine Tage kommen sonst regelmässig.
Ich hatte noch nicht getestet.
Krämpfe hatte ich schon seit drei Tagen mehr oder weniger. Das ist ungewöhnlich - normalerweise krampfe ich einen halben Tag und dann ist es gut.
Angeblich soll es sich auch so anfühlen, wenn sich die Gebärmutter weitet.
Nein, dem ist nicht so. Zumindest nicht bei mir.
Gestern Abend kamen die Tage mit Gewalt und brutal .

Wir waren fix und fertig.
Dazu kommt noch, dass meine Schwester gestern ihren Sohn bekommen hat.
Wenn das jetzt eine besondere Form des Sarkasmus  von Seiten des Universums sein soll, dann finde ich das echt nicht lustig.
Ein Anlass, über den man sich freuen sollte - und mir reisst es das Herz raus.
Hätten nicht ein oder zwei Tage Pause zum Verdauen dazwischen sein können?

Heute habe ich mich wieder ein wenig gefasst.
Es geht weiter.
Die Chancen waren von Anfang an gering, so sieht die Realität nun mal aus.
Trotzdem tut der Verlust weh, auch wenn man eigentlich ja noch nichts hatte...

Macht´s gut, Eure Nora