Sonntag, 14. April 2013

Warum Kinder? (1)

Diese Frage stellt sich automatisch, wenn es mit dem Kinderkriegen nicht sofort klappt.
Wenn das Horrorgespenst Formen annimmt und immer realer wird.

Warum möchte ich Kinder haben oder andersherum : was wäre so schlimm daran, keine zu haben?
Lassen wir mal das ganze Hormongedönse weg ("Die Schmerzen waren soooofort vergessen, wenn das Kleine auf meiner Brust liegt" , "Die Nächte sind schlimm, aber wenn sie/er Dich anlächelt..." , "Natürlich hat man Sorgen, aber es ist es wert!" und so weiter und so fort).
Es wird sicherlich so sein, dass einen die Natur clevererweise zudröhnt - ansonsten würde man diesen Aufwand ja garnicht betreiben.

Für mich als Kinderlose ist das Ganze aber sehr surreal. Ich glaube es gerne - nein, ich stelle mir dieses Gefühl wahnsinnig toll vor.
Vielleicht sogar zu sehr. Das werde ich aber erst beurteilen können, wenn mich die Natur das erste Mal selber anfixt.
Vielleicht ist es aber die Angst, hier ein entscheidendes Gefühl zu verpassen - vielleicht das stärkste Gefühl, zu dem man fähig ist?
Ich weiss es nicht, klingt aber plausibel. Und es macht neidisch...

Egal wie - Hormongedönse und das Irrationale jetzt erstmal in die Ecke.
Gehen wir zu den Fakten über :

1.) Altersvorsorge.
Jetzt mal unter uns und Hand auf´s Herz: wer braucht das noch in unserer Gesellschaft?
Zumindest die eigenen Kinder, zahlen tut es ja eh die Solidargemeinschaft. (Wer jetzt Luft holt und "Aber" ruft, der wartet kurz auf Punkt 3)
Man kann von Glück reden, wenn der Nachwuchs in derselben Stadt wohnen bleibt.
Ob man sich noch versteht, ob man sich häufiger als einmal im Monat für ein, zwei Stunden sieht - das steht doch völlig in den Sternen!
Und ob mein Nachwuchs sich im Alter um mich kümmert, mich füttert und pflegt... Das ist doch eher unwahrscheinlich.
Ob mit oder ohne Kinder : es ist sinnvoller, frühzeitig sich selber um  seine letzten Jahre zu kümmern.
Zum Beispiel rechtzeitig und freiwillig seine vier Wände verlassen und sich eine neue Bleibe suchen, in der man Pflege zubuchen kann.
Auf andere hoffen - das endet meistens in Verbitterung. Die Angst, ins Altersheim abgeschoben zu werden, die möchte ich mir lieber ersparen.

2.) Alterseinsamkeit.
Dicht verknüpft mit Punkt 1. Einer meiner Ängste - ehrlich gesagt.
Die Chancen stehen ganz gut, den eigenen Mann zu überleben. Und dann sitzt man alleine im Wohnzimmer und redet mit dem Wellensittich.
Dieselbe Argumentation wie bei Punkt 1 : wer garantiert, dass die eigenen Kinder einen aus dieser Einsamkeit herausholen? Und erzwungene Besuche sind ja jetzt auch nicht so der Brüller.
Meine Erfahrung bei der älteren Generation : auf einmal stehen Kinderlose und Mütter/Omas wieder auf einer Stufe.
Wer im vorigen "aktiven" Leben offen gelebt hat, viele Freunde hat, sich engagiert hat - der ist auch im Alter seltener alleine.
Wer nur daheim sitzt und wartet, dass jemand vorbeikommt - der wird häufig enttäuscht.
Vielleicht stehen einem Freunde und Bekannte in diesem Lebensabschnitt sogar näher als die eigenen Kinder?

3.) Solidargemeinschaft:
Unbestritten, unterschreibe ich sofort. Um den Status Quo zu halten sollte man mindestens zwei Kinder haben, besser drei.
Tja, wenn das so einfach wäre... Meine Kinderlosigkeit fußt ja nicht auf egoistischen Gründen.
Auf der anderen Seite stehe ich als Kinderlose der Solidargemeinschaft als Vollzeitarbeitende mit höheren Beiträgen länger zur Verfügung.

4.) Das Weitergeben in die nächste Generation:
Ein höchst egoistisches Gefühl, ich gebe es zu.
Mein Schatz und ich haben uns vieles erarbeitet, wir haben (unserer Meinung nach) viele wertvollen Einsichten - wir würden prima Eltern abgeben.
Wir haben ein Haus, einen großen Garten, können eventuell noch dazukaufen. An wen wollen wir das weitergeben? Für wen lohnt sich der Aufwand und die Arbeit, wenn nicht für die eigenen Kinder?
Mein Schatz hat bei seinem Vater unheimlich viel zum Thema Handwerk gelernt. Ich male mir immer aus, wie er einem kleinen Kinderkopf diese Sachen beibringt. Oder ich mit den Kindern bastele, ihnen das Nähen beibringe, Räume dekoriere,...
Gut und schön. Jetzt die Realität !
Wer sagt denn, dass aus unserem wertvollen Genmaterial die Natur nicht etwas absolut Ätzendes zusammenwürfelt? Alle fiesen Eigenschaften und körperlichen Gebrechen zusammen in Biomaterial presst?
Wer sagt, dass die Quintessenz unserer Erfahrungen und Einstellungen tatsächlich ein besseres Wesen ins Erwachsenenalter hervorgehen lässt? Wieviele Eltern sind mit ihren (erwachsenen) Kindern wirklich 100% einverstanden und zufrieden?
Haus und Garten. Sehr schön.
Siehe Punkt 1 bzw. 2. Wer sagt, dass die Kinder daran Interesse haben? Woanders leben oder lieber neu bauen?
Meine Schwiegereltern werden eventuell demnächst auch ihr selbstgebautes Haus verkaufen - und das mit 3 eigenen Kindern!
Man kann eben nicht steuern, wohin das Leben den Nachwuchs treibt...

Ich denke, die Liste ist noch lange nicht fertig. Wer dazu Ideen hat, nur her damit! Darum steht im Titel auch die (1) - to be continued!

Aber das Entscheidende ist doch : es gibt sehr viele emotionale Gründe, wegen der Kinderlosigkeit zu trauern.
Rational betrachtet sieht die Sache schon etwas anders aus.

Tja, darum überschwemmt die Natur uns ab einem bestimmten Alter mit den Hormonen und legt den Schalter zum Kinderwunsch auf "Volle Fahrt voraus ohne Rücksicht auf Verluste" um.
Rational ist jetzt nicht gefragt.

Und wir darum leiden weiter...

Macht´s gut,
Eure nachdenkliche Nora

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