Samstag, 17. August 2013

Vergeudete Zeit

Ihr Lieben,

ich habe länger nichts mehr von mir hören lassen.

Das liegt zum einen an ein paar Tagen Abwesenheit , vor allem aber auch an unserer Zwangspause , die wir uns auferlegt haben .

Erstmal die Schilddrüse ins Reine bekommen , dann geht´s weiter.

Soweit der Plan soweit der rationale Gedanke .

De facto geht es mir echt schlecht damit .
Klar war es ganz angenehm , mal nicht GvnP betreiben zu müssen .
Das tat gut .
Jetzt sitze ich aber da und bin wirklich zutiefst deprimiert.

Letzte Nacht habe ich geträumt , dass ich kurz vor der Entbindung stehe. Alles hat sich so natürlich und gut angefühlt.

Kennt Ihr das in Euren Depri-Phasen auch ?
Keine Lust auf nichts , nur Herumsitzen auf der Couch .
Reden mag ich nicht , rausgehen mag ich nicht , weggehen mag ich nicht , sich mit Freunden treffen mag ich nicht .

Ich habe so oft gehört :  "Geniesst die Wartezeit und macht nochmal alle Dinge , die ihr dann mit Kind nicht mehr machen könnt "
Schlauer Rat .
Das Problem : ich mag nicht .

Für mich sind diese ewigen Warteschleifen , dieses "Warten auf Godot" vergeudete Zeit .
Ich möchte mit ihr nichts besseres anfangen .
Ja , ich könnte .
Aber ich will nicht .

Ich habe das Gefühl , dass eine neue Ära in meinem Leben schon längst überfällig ist .
Entweder gebe ich Vollgas und starte quasi in die Zukunft ohne Kinder (gefühlsmässig) oder ich verharre noch etwas und hoffe auf die gewollte und geplante Veränderung.
Im Moment bin ich in einem Zwischenzustand .
Aus dem Bauch heraus gibt es hier für mich nur Schwarz und Weiss, kein Grau.
Kein Mittelding .
Darum sitze ich hier auf meiner Couch und es geht mir schlecht .

Besser wäre sicherlich , einfach "meinen" Weg zu gehen und den Kinderwunsch folgen zu lassen .
Quasi das viel gepredigte "Loslassen" .

Aber ich habe Angst davor .
Denn es hat nichts mit dem zu tun , was ich mir erträume . 
Es ist eine Verlegenheitslösung .

Aber auf der anderen Seite sind es mittlerweile letztendlich drei mehr oder weniger vergeudete Jahre .

Wie lange macht das Warten auf Godot Sinn ?
Wann muss man begreifen , dass Godot eventuell garnicht kommt ?

Ich zitiere mal aus dem betreffenden Wiki-Artikel über das Theaterstück "Warten auf Godot":
Die Hauptfiguren des Stücks sind die beiden Landstreicher Estragon und Wladimir, die an einem nicht näher definierten Ort, einer Landstraße mit einem kahlen Baum, ihre Zeit damit verbringen, „nichts zu tun“ und auf eine Person namens Godot zu warten, die sie nicht kennen, von der sie nichts Genaues wissen, nicht einmal, ob es sie überhaupt gibt. Godot selbst erscheint in der Tat bis zuletzt nicht, das Warten auf ihn ist offensichtlich vergeblich. Am Ende eines jeden der beiden weitgehend identischen Akte erscheint ein angeblich von ihm ausgesandter etwas ängstlicher Botenjunge, sein Ziegenhirte, der verkündet, dass sich Godots Ankunft weiter verzögern, er aber ganz bestimmt kommen werde. Spätestens dann dämmern den Wartenden Zweifel an der Sinnhaftigkeit ihrer Situation, lösen aber können sie sich dennoch nicht aus ihr, wie folgender, mehrfach wiederkehrender Dialog unterstreicht:
Estragon: Komm, wir gehen!
Wladimir: Wir können nicht.
Estragon: Warum nicht?
Wladimir: Wir warten auf Godot.
Estragon: Ah!
Zwei Akte lang tritt das Stück statisch auf der Stelle. Um die „unheimliche Stille auf Abstand zu halten“, wird viel mit absurden Diskussionen über Belangloses gestritten und sich wieder versöhnt. Vor allem aber beschäftigt man sich mehr schlecht als recht damit, kleine Übungen und Spielchen zu erfinden, um sich die zähe Zeit zu vertreiben, oder man erörtert die verschiedenen Möglichkeiten des Selbstmords.
Bis zum Schluss wird nicht klar, wer Godot ist und warum genau man in einer so „gottverlassenen Gegend“ auf ihn wartet.
Naja, auf wen wir warten und warum wir warten - das dürften wir wissen .
Aber kommt Euch nicht auch einiges bekannt vor ?

So, ich packe meinen depressiven Marvin mal wieder ein und gehe mal was tuen... ;-)

Macht´s gut,
Eure Nora
 

4 Kommentare:

  1. Liebe Nora,
    das Warten und nichts tun kenne ich sehr gut. Ich habe einen Großteil des vergangenen Jahres damit verbracht, nichts zu tun, weil ich nichts tun mochte.

    Einerseits denkt man im Nachhinein natürlich, dass man in der "vertanen" Zeit x, y oder z hätte tun können.

    Aber andererseits bracht man dieses Nichtstun und auf der Stelle treten manchmal auch.

    Ich bin mir sicher, du findest deinen Weg, nach vorn zu blicken und wirst irgendwann Lust haben, während des Wartens nicht mehr nur zu warten.

    Alles Liebe

    Kat, die von Blogger aus kommentiert, weil Wordpress sie grad nicht lieb hat.

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  2. Dafür habe ich Dich lieb, Kat! ;-)

    Danke für Deine Worte, warten wir mal ab (hahaha...)

    Lieben Gruß,
    Nora

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  3. Liebe Nora,

    genauso wie du es geschrieben hast, hätte ich es auch schreiben können. Ich kenne dieses Gefühl ganz genau, einfach nur da sitzen, nichts aber auch rein gar nichts tun zu wollen, und einfach nur vor sich hin zu versauern. Man weiß (zumindest ist es bei mir so), dass man etwas tun sollte und dass, wenn man etwas tut, dieses einem auch Spaß machen kann / wird. Aber es geht einfach nicht, aufraffen unmöglich.

    Und der Gedanke jetzt durchzustarten und Vollgas zu geben ohne erstmal an das Leben mit Kindern zu denken, ist sicher schwierig. Und wieso sollte es auch so sein? Du hast den Wunsch und der wird sich nicht einfach verdrängen lassen. Klar, er darf nicht Überhand nehmen, aber das leichter gesagt als getan.

    Ich denke, Godot kommt - 100 % auch für dich!

    Alles Liebe vom Küken!
    Und ich denke, mit diesen Gedanken über die verlorene Zeit stehst du ebenso nicht allein da.

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  4. Liebe Nora,

    ja, diese Art Kinderwunsch-Burn-Out kenne ich auch. Im Januar hatte ich so eine ganz schlimme Woche, außer Arbeiten ging garnichts. Habe mich jeden Abend im Bett verkrochen und zu wirklich garnichts mehr Lust gehabt. Das Einzige, was ich getan habe, war lesen: das Eiertanz-Buch und ein zweites, "Ungestillte Sehnsucht - wenn der Kinderwunsch uns umtreibt" - das waren zwei für mich sehr hilfreiche Bücher. Damals habe ich festgestellt, dass wir obwohl wir schon 3 Jahre Kinderwunschpaar sind, noch ziemlich am Anfang stehen. Und noch ziemlich viele Möglichkeiten haben. Bisher hatten wir immer nur zu hören bekommen, wir (ICH) sind zu ungeduldig, es wird schon noch passieren - von selbst. Bzw. hatten wir immer Recht lange Wartezeiten... 5 Monate warten auf den Termin bei der Endokrinologin, 6 Wochen warten, bis alle Ergebnisse zusammen waren, 6 Monate warten, ob Metformin alleine reicht, 3 Monate warten auf das Kontrollspermiogramm....

    Ich habe mich in dieser Zeit verändert und ich glaube, zum positiven hin. Warten lehrt Demut. Ich habe viele Dinge, für die ich dankbar bin - die ich vorher nicht richtig geschätzt habe. Ich bin mehr die geworden, die ich sein will - die ich für meinen Mann, für mein Kind und für mich sein will. Ich bin mir sicher, dass ich von dieser Wartezeit profitiert habe - auch wenn ich das letztes Jahr vielleicht anders gesehen habe.

    Ich warte immer noch, aber ich trete nicht an der Stelle, sondern ich gehe "Godot" schon mal entgegen - manchmal mache ich ne Pause und dann geht's wieder weiter.

    Ich wünsche dir, dass du auch irgendwann diese Wartezeit nicht mehr als "vergeudet" ansehen kannst, denn ich bin sicher, dann wird es dir besser gehen damit.

    Es drückt dich,
    ZweiLinien

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